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1997-04-17
|
7KB
|
230 lines
#S2
#Titel Editorial AmigaGadget # 28
#Logo Gadget28:pinsel/AG.intern
#Font Losse 16
#Y+1
#C31
Hallo !
#Font topaz 8
#C21
#Y+11
Ein schönes Weihnachtsfest - gehabt zu
haben, wünsche ich allen, die dies
lesen. Und da auch Neujahr schon
vorbei ist, darf man wohl davon aus-
gehen, daß jede Menge gute Vorsätze
gefaßt worden sind. Es kann ja kein
Zweifel daran bestehen, daß diese
gebraucht werden, nicht nur von uns,
sondern zum Beispiel auch ganz oben
bei denen, die uns regieren. Und weil
wir gerade so hübsch unter uns
Computer - Benutzern sind, möchte ich
mal von dem Nutzen sprechen, den
Regierende aus ihren Computern ziehen
könnten. Das könnten sie schon, denn
natürlich sind ihre Computer viel
größer und leistungsfähiger als
unsere. Was fehlt, ist vielleicht ein
bißchen von dem nötigen Problembe-
wußtsein.
Das Problem ist nämlich vor allem, daß
es bei den Aufgaben von Bund und
Ländern viele gibt, die nicht mit dem
gesunden Menschenverstand zu lösen
sind, daß aber die Leute, die für
deren Lösung zuständig sind, dies
nicht erkennen oder es nicht zugeben
wollen. Beispiele dafür gibt es genug,
ich sage nur "Fortschrittsfallen". Das
geht vom grünen Punkt und der Müll-
verbrennung über den Schnellen Brüter
bis zur Welternährung und der
Menschheitsvermehrung. Wir wollen aber
mal redlich im Lande bleiben und
zunächst versuchen, unsere eigenen
Probleme zu lösen, und nicht gleich
die ganze Welt verbessern wollen.
Kennzeichen dieser mit einfachem
Nachdenken nicht zu erfassenden Pro-
bleme ist, daß es sich um mehr oder
weniger "vernetzte" Systeme handelt,
die aus mehr oder weniger miteinander
verbundenen Regelkreisen mit positiver
oder negativer Rückkopplung bestehen.
Man nennt sie auch "dynamische"
Systeme. Wenn man also irgendwo dran
dreht, weiß man vorher nicht, ob es
nun vorwärts oder rückwärts geht. Und
damit kommen wir endlich zu unseren
Computern. Sie sind als einzige in der
Lage - entsprechende Simulations-
programme vorausgesetzt - , uns aus
diesem Dilemma herauszuhelfen. Der
Vorteil ist außerdem, daß Vorgänge,
die in Wirklichkeit Jahre oder Jahr-
zehnte dauern, im Computer in
wesentlich kürzerer Zeit durchgespielt
werden können. Ferner kann man in der
Simulation beliebig alle Variablen
verändern, und zwar solange, bis sich
das gewünschte Ergebnis einstellt,
oder es sich herausstellt, so geht es
überhaupt nicht. Und schließlich kann
man nichts kaputtmachen, solange sich
alles nur auf dem Computer abspielt.
Entsprechende Programme und Lösungs-
ansätze gibt es schon lange. Vor-
reiter war das MIT ( Massachusetts
Institute for Technology ). Dort hat
Prof. FORRESTER etwa 1970 zunächst
" Urban Dynamics " entwickelt, um
Städten und Gemeinden bei der Lösung
ihrer nicht mehr beherrschbaren
Probleme zu helfen. (Ich wage hier mal
einzuwerfen, daß auch bei uns sowas
durchaus gebraucht würde.) Kurz danach
hat er sich an ein Weltmodell gewagt
("World Dynamics", 1971), auf dem dann
das bekannte Werk seines Schülers
MEADOWS, " Grenzen des Wachstums ",
1972, aufbaut. Noch mehr Mühe bei
abermals gesteigertem Computereinsatz
haben sich dann 1974 Mesarovic und
Pestel gegeben mit " Menschheit am
Wendepunkt ". Man kann also ruhig
sagen, daß es seit damals leistungs-
fähige Computer - Simulationsprogramme
gibt, die damals schon auf die unter-
schiedlichsten Probleme angewandt
wurden, z.B. Nahrungsmittelproduktion,
Kosten, Handel und Verbrauch bei
Erdöl, Weltwasserkreislauf, um nur
einige zu nennen. Und das war 1974!
Jeder merkt schon, was ich sagen will:
Wo sind denn nun in den vergangenen
20 Jahren die praktischen Anwendungen
geblieben? Oder gibt es sie gar nicht?
Oder erfahren wir bloß nichts? Rätsel
über Rätsel!
Aber nun! Ganz untätig sind die Leute
bei uns nun doch nicht. Zumindest
haben sie ein neues Programm ausge-
brütet. Und was soll es bewirken?
Immerhin die Reduzierung der Arbeits-
losigkeit um satte zwei Millionen. Das
ist doch schon was. - Und zwar gibt es
bei der Nürnberger Bundesanstalt für
Arbeit eine Art Denkfabrik, und die
nennt sich "Institut für Arbeitsmarkt-
und Berufsforschung", kurz IAB. Die
Leute dort haben ein makroökonome-
trisches Simulationsmodell ("Sysifo")
mit 1350 Gleichungen und 2200 Zeit-
reihen entwickelt, mit dem sie für die
nächsten 10 Jahre die Maßnahmen
durchgespielt und optimiert haben, mit
denen es gelingen soll, bereits
Ende 1997 über 800.000 neue Arbeits-
plätze zu schaffen und bis Ende 2005
sogar 2,5 Millionen.
Ohne scharfe Eingriffe geht sowas
natürlich nicht, aber das Ziel, das
damit erreicht werden kann, sollte
einige Härten wert sein. Unter anderem
müßten bis zum Jahre 2005
- die realen Tariflöhne um etwa
5 Prozent sinken,
- die Arbeitszeit verkürzt,
weniger Überstunden gemacht
und mehr Teilzeitjobs
angeboten werden,
- Mineralöl- und Mehrwertsteuern
stufenweise heraufgesetzt
werden,
- Sozialausgaben, Subventionen
und Staatsausgaben im Schnitt
um jährlich 10 Milliarden Mark
gesenkt werden.
Dafür könnten die Sozialbeiträge um
rd. 3 Prozentpunkte gesenkt werden.
Diesem hier nur andeutungsweise
vorgestellten Modell haben bereits die
Vertreter von Arbeitgeberverbänden,
der öffentlichen Hand und der Gewerk-
schaften - einschließlich DGB-Vize-
chefin Engelen-Kefer! - im Vorstand
der Bundesanstalt für Arbeit zuge-
stimmt. Und natürlich liegt das
Gutachten längst auf dem Dienstwege
bei Bundeskanzler Kohl. Aber von ihm
und aus seinem Kanzleramt hört man zu
diesem brisanten Thema bisher kein
Sterbenswörtchen. Obgleich ich meine,
daß nach entsprechend gründlichem
Studium und begleitender Erläuterung
eine große Mehrheit der Wähler einem
solchen Vorgehen, wie beschrieben,
zustimmen würde.
Traut sich der Kanzler nicht? Oder ist
es noch schlimmer, wie es ein Spruch
an der Wand meines Computerzimmers
behauptet:
#C12
MACHBAR IST, WAS DER CHEF VERSTEHT.
#C21
Dann wünsche ich mir für das Neue
Jahr, daß unser Kanzler die Botschaft
aus den Computern des IAB versteht.
#C31
Hans-Joachim Stengert
#C21
#Spaltenende
Mir bleiben jetzt nur noch die
technischen Hinweise. Da wären
zunächst die Daten für das nächste
"AmigaGadget":
Einsendeschluß:
#C10
21.03.1997
#Y+7
#C21
Erscheinungstermin:
#C10
24.03.1997
#C21
Ausgabe 28 hat 816 Seiten Text aufzu-
weisen, das in "Intern" zu startende
Modul " StrangeHonkeeFonk " wurde von
"Lousy" <santoso@spectraweb.ch> kom-
poniert. Viel Spaß beim Hören dieses
witzigen Stückes - und natürlich auch
beim Lesen der vorliegenden "Gadget"-
Ausgabe !
#Pinsel gadget28:pinsel/an
P.S.: Ansonsten sei noch auf einen
neuen Service, der in der "Intern"-
Rubrik zu finden ist, und die eben-
falls neu hinzugekommene Bezugsquelle
für unsere österreichischen Leser (?)
hingewiesen,